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Baugeschichte

Vorplanung

Am 17. Februar 1712 wurde durch Ratsbeschluss der bedeutende Baumeister Bernhard Schießer, der seit 1690 am Bau der großen Zisterzienserkirche in Waldsassen mitwirkte, zur Prüfung des Baugeländes und Fertigung eines ersten Planes nach Neumarkt gerufen. Am 10. März hatte er seinen Auftrag erfüllt. (Zur Biographie der im folgenden genannten Künstler und Baumeister vgl. die Abschnitte Die Baumeister und Bildenden Künstler.)

Im nächsten Jahr (1713) wandten sich Bürgermeister und Rat an den in Lengenfeld ansässigen, im Dienste des Grafen Ferdinand Lorenz Franz Xaver von Tilly (1689-1724) stehenden Baumeister Georg Martin Puchler (Puchtler, Buchtler) aus Velburg. Dieser konnte sich durch zahlreiche Kirchenbauten in der Oberpfalz, besonders im Raum von Neumarkt, ausweisen. Soeben (1713) baute er den palazzo-ähnlichen Pfarrhof von St. Johannes in Neumarkt. Er fertigte einen zweiten Plan mit Kostenberechnung. Die Entwürfe sind gleich denen Schießers nicht mehr erhalten. Die Beauftragung Puchlers scheiterte an dem Einspruch der Neumarkter Maurerschaft. Deren Wortführer, Maurermeister Konrad Wurzer, beschwerte sich über die Bevorzugung auswärtiger Kräfte bei der Regierung in Amberg. Als die Regierung eine Rechtfertigung von der Stadt verlangte, verwies diese mit Recht darauf, dass es sich um „ein vornehmes Werk" handle, zu dem die einheimischen Arbeiter nicht über die genügende Erfahrung verfügten. Man wolle zur gegebenen Zeit an Puchler die Bauführung übertragen.

Das Misstrauen des Rates war berechtigt. Eine vier Jahre dauernde Verzögerung wurde in Kauf genommen, um Missstimmung unter der Bürgerschaft zu vermeiden. Die Beauftragung zur Bauausführung an Wurzer erging schließlich auf dessen Gesuch vom 3. Mai 1716 und wurde mit zahlreichen Klauseln versehen.

Bau der Kirche 1718-1727

Im 1. Baujahr legte Stadtpfarrer und Dekan Nieberlein in Gegenwart von vielen Priestern, des Kapuzinerkonventes und zahlreicher Bürger am 14. Juli 1718 den Grundstein für die Wallfahrtskirche. Da Wurzer durch einen Kasernenbau in der Stadt in Anspruch genommen wurde, befasste er sich nur wenige Wochen mit dem neuen Auftrag. Der Kapuziner Simplicius hatte inzwischen einen dritten und für die Ausführung nunmehr maßgebenden Plan gefertigt. Das 2. Baujahr 1719 brachte die Aushebung des Grundes, die, wie sich später zeigte. in unzureichender Weise vorgenommen wurde. lm 3. Baujahr 1720 führte Wurzer die Mauern des Schiffes auf etwa 4,6 m, die des Chores und der Sakristei auf etwa 6,3 m hoch.

Die befürchtete Katastrophe trat 1721, im 4. Baujahr ein. An der westlichen Langseite der Kirchenmauer zeigten sich bedrohliche Risse. Die herbeigerufenen Gutachter verlangten die sofortige Einstellung der Arbeiten. Wurzer wurde abgesetzt und Baumeister Kaspar Schubert (Schueberth) aus Amberg an dessen Stelle berufen. Dieser stellte fest, dass das Fundament auf der Abraumhalde eines Steinbruches nur in 1,5 m Tiefe angelegt war. Die Mauern mussten abgetragen und die Fundierung bis zum gewachsenen Boden gefordert werden. Wurzer konnte zu seiner Entschuldigung auf die beiden vorausgegangenen sehr nassen Jahrgänge verweisen, auch auf die Einmischung auswärtiger Meister, des Fr. Simplicius, der Baumeister Puchler aus Lengenfeld und Hiller aus Amberg. Es blieb bei seiner Entlassung.

lm 5. Baujahr (1722) erfolgte, nachdem alle Maßnahmen fest in den Händen Schuberts lagen, die Tieferlegung der Fundamente auf 2,4 m und eine zügige Hochführung der Mauem. Noch im Herbst des gleichen Jahres konnte der Bau unter Dach gebracht werden.

Im 6. Baujahr (1723) sah man sich wegen unvermeidlicher Kostenüberschreitung gezwungen, den Ausbau des Turmes zurückzustellen. Er blieb ein Torso bis 1757. lm Jahre 1724 trat nach dem Tode Schuberts bis 1727 an dessen Stelle der Amberger Baumeister Konrad Hiller. Nunmehr konnte man an die Stuckierung der Kirche und ihre Ausstattung gehen.

Zur Stiftung des Hochaltares hatte sich die Stadt mit 150 Gulden verpflichtet. Das damals entstandene Altarwerk ging verloren, als 1755 die jetzige prächtigere Altararchitektur erstellt wurde. Zu einem harten Ringen der Bewerber kam es bei der Vergabe der Stuckarbeiten. Der aus der Lombardei stammende italienische Meister Johann Bajerna, der sich auf bedeutende Leistungen in Hanau, Wiesentheid und Münsterschwarzach und außerdem auf eine Empfehlung des hoch angesehenen Eichstätter Hofbaudirektors Gabriel de Gabrieli berufen konnte, meldete sich zuerst. Er forderte nur 300 Gulden für seine Arbeit.

Ein weiterer Bewerber, ein nicht mit Namen genannter Stuckateur aus Ellingen, verlangte 600 Gulden und kam deshalb nicht in Frage, wohl aber der von der Regierung in Amberg protegierte und dort ansässige Stukkator Philipp Jakob Schmuzer, der am 17. Juni 1724 in Neumarkt erschien, ebenfalls auf 300 Gulden sich einließ, dann aber auf den Auftrag verzichtete, da Bajerna mit seinem Sohn und seinen Gesellen schon drei Wochen in der Stadt auf einen Bescheid wartete. Er selber werde demnächst einen Auftrag für 1.000 Gulden in Böhmen erhalten. Aber schon am 19. Juni bereute er seinen Entschluss. Er beschwerte sich bei der Regierung in Amberg, dass man ihn übergangen und Bajerna beauftragt habe.

Dekan Nieberlein und der Rat der Stadt konnten sich überzeugend rechtfertigen. Der Abfindungsanspruch Schmuzers wurde am 15. Sept. 1724 auch in Amberg abgewiesen. Die Leistung Bajernas ist bewundernswert. Der Chor der Kirche war bereits bis Mitte Juli stuckiert, die Fertigstellung des Langhauses wurde bis Michaeli in Aussicht gestellt.

Im 8. Baujahr 1725 konnte Dekan Nieberlein am 10. Februar das Gnadenbild aus der Holzkapelle bei der Klausnerwohnung feierlich in die neue Kirche übertragen. Am nächsten Tag, dem 11. Februar 1725 (Faschingssonntag), benedizierte er unter gewaltiger Beteiligung der Bevölkerung die Kirche. Nunmehr waren feierliche Gottesdienste in einem geschützten Raum möglich.

An der Stelle der Holzkapelle erbaute man ein Steinkirchlein mit einer Kopie des in die Wallfahrtskirche überführten Gnadenbildes. Die volle Ausstattung des Gotteshauses, besonders die Beschaffung der Seitenaltäre und Kirchenbänke erfolgte schließlich im 9. und 10. Baujahr (1726/27).

1755 fertigte Johann Ulrich Wiest (Wüst) den heutigen Hochaltar. Der Torso des unfertigen Turmes wurde 1757 nach den Plänen des Stadtzimmermeisters Bartholomäus Wallner hochgeführt und mit einer echt barocken Zwiebelhaube, wie sich aus einem Votivbild von 1796 ergibt, gekrönt. Die Jahre 1718-27, 1755 und 1757 sind die entscheidenden Daten des Kirchenbaues.